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(289-638) 
 
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Das Tier hat sein Bewußtsein nur auf die äußere Welt gerichtet und kennt deshalb sich selbst nicht. Mit der Entdeckung seines eigenen "Selbstes" wird es zum Erdenmenschen  449. Das gewöhnliche Tier hat also keine Erkenntnis bezüglich seines eigenen Wesens. Es erlebt nur die äußere Welt. Es sieht nur das, was den Selbsterhaltungstrieb betrifft. Es konzentriert sich nur auf seine Nahrung, seinen Partner und seine Nachkommen. Aber diese Erscheinungen sind alle etwas, was außerhalb des Wesens liegt. Es hat also nur die Fähigkeit, die Existenz dessen, was außerhalb seiner selbst liegt, zu erkennen oder zu entdecken.
      Es kann natürlich Schmerz, Hunger und Durst fühlen, aber nicht einmal diese Erscheinungen können das Tier auf den Gedanken bringen, daß es eine eigene Identität als ein "Ich" oder ein "Es" hat. Eine solche Wahrnehmung kann das "Tier" in Reinkultur niemals erleben. Erst wenn es durch eine längere Entwicklungsperiode hindurch beginnt, menschliche Tendenzen zu bekommen, findet ein solches Denkvermögen, das hier notwendig ist, langsam Eingang in sein Bewußtsein. Aber dann ist es kein "Tier" in Reinkultur mehr, dann ist es ein beginnender "Erdenmensch".
      Solche beginnenden "Erdenmenschen" sind hier auf der Erde schon längst ausgestorben. Zwischen der jetzt lebenden primitivsten Menschenart und der fortgeschrittensten Tierart fehlen ja verschiedene Zwischenglieder. Wir wollen später im "Livets Bog" darauf zurückkommen, warum diese Zwischenglieder hier auf der Erde fehlen.
      Daß das "Tier" sich selbst also nicht entdeckt hat und daher nur die Existenz anderer Dinge wahrnimmt, beruht ausschließlich auf dem Umstand, daß ihm hauptsächlich Gefahren und Ungelegenheiten von diesen anderen Dingen entgegenkommen. Das "Tier" hat deshalb stets seine ganze beginnende Begabung und sein Denkvermögen auf die äußere Welt konzentrieren müssen. Hier waren stets Gefahren, zu denen Stellung genommen werden mußte. Vom Tier selbst, von seiner eigenen Identität oder aus seinem eigenen inneren "Selbst" kamen niemals Gefahren. Sein ganzes Bewußtsein und seine Organismusgestaltung waren Automatfunktion, waren "C-Wissen" aus der intellektuellen Sphäre einer früheren Spirale. Alle seine individuellen Bedürfnisse, wie Essen und Trinken, Fortpflanzung oder Schaffung der Erscheinungen, die das Bestehen der Art, die besonderen Funktionen des Organismus, Ausstattung oder Anpassung an das Klima und Lebensbedingungen usw. sicherten, waren Erscheinungen, die automatisch wuchsen als Resultate einer längst verschwundenen vorzeitlichen, tagesbewußten Gehirnfunktion, eines "C-Wissens", das die Manifestation dieser Realitäten vollständig ohne jede gegenwärtige intellektuelle Spekulation oder Denkausübung garantierte oder ermöglichte. Diese Erscheinungen werden ganz außerhalb des jetzigen Tagesbewußtseins des Wesens manifestiert. Da sein ganzes Begehren und all seine Sehnsüchte in Wirklichkeit schon längst in selbständigen Organen inkarniert waren, wurden sie nicht mehr durch bewußtes Denken getragen oder aufrechterhalten. Sie existierten im Organismus des Tieres als Lebensbedingungen, die erfüllt werden mußten. Das Tier hatte daher keine Veranlassung zu Reflexionen über irgendetwas, was die Natur seines eigenen Wesens, seine Gelüste oder Sehnsüchte betraf. Alles dies war Automatfunktion oder "C-Wissen". Hingegen entstand allmählich mehr und mehr Anlaß zum Denken, wenn seine unbewußte, angeborene Natur mit der äußeren Welt kollidierte. Hier war dauernd ein Widerstand zu überwinden. Und dieser Widerstand wurde somit in der neuen Spirale das auslösende Moment für die Entstehung der Intelligenz und späteren Intellektualität des Wesens. Die äußere Welt war also die erste Entdeckung des Lebewesens in dieser Spirale. Die Entdeckung seiner Selbst, seiner eigenen Identität und seines Wesens, entsprach gedankenmäßigen Erscheinungen, die erst viel später in sein Bewußtsein kamen. Der Tiger, der seine Beute jagt, wie auch die Beute, die vom Tiger gejagt wird, ahnen absolut nichts von sich selbst. Ihr ganzes Bewußtsein ist von äußeren Erscheinungen eingenommen. Der Tiger ist eine äußere Erscheinung für die Beute und die Beute ist eine äußere Erscheinung für den Tiger. Das Fundament für die Begegnung oder die Verbindung dieser Wesen miteinander liegt also in den Ursachen begründet, die ihre Wurzeln in den angeborenen Automatfunktionen haben und außerhalb ihres gegenwärtigen Tagesbewußtseins liegen. Dagegen wird es in allerhöchstem Grad innerhalb des Tagesbewußtseins dieser Wesen oder ihrer vom Willen geförderten Gedankensphäre liegen, wie dieses Zusammentreffen verlaufen wird. Hier ist für beide Partner teilweise Spekulation notwendig. Die Beute muß ihre Gedanken und Fähigkeiten in die Richtung hin entwickeln, ihrem Verfolger zu entgehen oder ihn zu überwinden, und der Tiger entwickelt seine bewußte Gedankenmanifestation zugunsten der größtmöglichen Angriffsfähigkeit oder Überlegenheit bei der Verfolgung. Aber keine dieser Erscheinungen erfordert von den beiden Wesen irgendeine Form von Spekulation oder Denken über sich selbst oder ihr "Ich" oder stimuliert dies. Noch ist keine Lebensgefahr damit verbunden, sich selbst nicht zu kennen, während es in höchstem Grade lebensgefährlich für die Wesen in diesen Stadien ist, andere Wesen oder äußere Erscheinungen nicht zu kennen. Dies ist der Grund dafür, daß Wesen auf einer gewissen Entwicklungsstufe in der Spirale als Wesen hervortreten, die die Wahrnehmung oder das Bewußtsein nur nach außen auf die äußere Welt gerichtet haben, während sie noch völlig außerstande sind, den Blick nach innen in ihre eigene innere Welt zu richten. Es ist dieses Stadium oder dieser Abschnitt der Spirale, der das "Tierreich" ausmacht und zu dem der Erdenmensch noch gehört.


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