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Ein neues weltbild
 

Der Weg zu Humanität und Nächstenliebe

Die direkte Sprache des Lebens

Warum erlebe ich Widerstand und Leiden? Was bedeuten die Dinge, die mir in meinem Leben geschehen? Und was soll ich aus ihnen lernen?

Martinus gibt uns mit seiner Geisteswissenschaft ein analytisches Werkzeug, damit wir die Antwort durch die Erforschung der Erfahrungen finden können, die wir im täglichen Leben machen, also durch die an uns gerichtete direkte Sprache des Lebens.

Die Erklärung liegt in einem tieferen Verstehen dessen, was Ursachen und was Wirkungen in unserem Leben sind. Das alte Sprichwort ”Was der Mensch sät, wird er ernten” (Gal. 6,7) erhält durch die Geisteswissenschaft eine logisch untermauerte Erklärung, die dem Bewusstsein des modernen Gegenwartsmenschen angepasst ist. Die Aussage soll nämlich ganz buchstäblich verstanden werden: Bei allem, was uns im Leben begegnet, wird die tiefere Ursache immer bei uns selbst gefunden werden.

Fühlen wir uns von anderen schlecht und ungerecht behandelt, haben wir andere selbst etwas Ähnlichem ausgesetzt – entweder in diesem oder in einem früheren Leben. Bekommen wir eine Krankheit, ist die Ursache die, dass wir unseren Körper früher aus Unwissenheit schädlichen physischen oder psychischen Einflüssen ausgesetzt haben. Haben wir ein starkes Mitgefühl mit den Leiden anderer, dann ist das eine Fähigkeit, die wir entwickelt haben, weil wir selbst früher entsprechende Leiden erlebt haben.

Das Leben gestaltet sich also als ständiger Lernprozess, in dem das Karma- oder Schicksalsgesetz als das pädagogischste Werkzeug funktioniert, das man sich überhaupt vorstellen kann. Wir bekommen nämlich ständig unsere eigenen Handlungen und unsere eigene Mentalität als Spiegel vorgehalten. Wir werden uns darüber klar, dass in Wirklichkeit niemals etwas Zufälliges und auch niemals etwas Ungerechtes geschieht, obwohl es vielleicht so aussieht.

 
Ein Wesen, das im Besitz des Lebensmutes ist, der durch Liebe zu allem, was lebt, gewonnen worden ist, kann nicht gebunden werden, wie sehr man es auch zum Sklaven machen will.
(aus dem Artikel „Der Lebensmut 2“, deutscher Kosmos Nr. 1, 1997)

Die mentale Kursänderung

Durch diese an uns gerichtete direkte Sprache des Lebens werden wir uns darüber klar, wie wir uns entwickeln müssen und wie wir ein glücklicheres und zufriedenstellenderes Leben finden. Das geschieht, indem wir unser Handeln und unsere Denkweise in eine humanere Richtung verändern. Martinus nennt das die ”mentale Kursänderung”, weil der Fokus unseres Lebens sich von der Selbstbezogenheit und dem Selbstmitleid zur Fürsorge für andere verschiebt. Von ”sich selbst der Nächste” zu sein, zu ”der Nächste seines Nächsten” zu werden. Von, sich als Opfer der Handlungen anderer zu fühlen, zu, selbst die Verantwortung für seine persönliche humane Entwicklung zu übernehmen.  

Allmählich wird diese mentale Kursänderung nicht weniger als eine neue humane und friedliche Weltkultur schaffen, sagt Martinus voraus. Obwohl wir bereits heute Elemente dieser neuen Kultur bei einigen Menschen finden, müssen wir nur verstehen, dass es Zeit braucht – vielleicht Tausende von Jahren –, ehe sie die Welt richtig prägen wird. Das beruht darauf, dass sie aus einem organischen Entwicklungs- und Reifungsprozess eines jeden einzelnen Individuums hervorgeht.

Ein solcher Prozess erfordert seinen eigenen natürlichen Verlauf durch den allmählichen Gewinn von Erfahrungen und den Aufbau neuer humaner Talente. Darum kann er nicht durch künstliche Methoden forciert werden. Nach Martinus wird jeder von uns noch viele physische Inkarnationen durchleben, ehe wir das werden, was er ”wahre Menschen” nennt, d. h. Menschen von allumfassender Nächstenliebe und einer vollkommen logischen und intellektuellen Denkfähigkeit. Diese Einsicht gibt Freude und Lebensmut.

Obwohl die Entwicklung sehr lange dauert – sowohl für uns selbst als auch für alle Anderen –, haben wir dann eine mächtige Quelle der Lebensfreude und des Lebensmutes in dem Erkennen der Lebensgesetze, zu denen uns die Geisteswissenschaft einen Zugang gibt. Wir bekommen nämlich einen Überblick, der zeigt, dass wir volles Vertrauen in den Gang der Entwicklung haben können.

Das Leben enthüllt sich als eine lange Reise, in der wir uns über die Erlebnisse auf dem Weg freuen können, sowohl über die angenehmen als auch – bei näherem Nachdenken – über die unangenehmen. Das beruht darauf, dass wir einsehen, dass sie alle notwendig sind, um uns zu größerer Menschlichkeit weiterzuführen.

Die Geisteswissenschaft gibt einen Einblick in den bisherigen Verlauf der Reise, bei der wir zahlreiche Inkarnationen im Tierreich durchlebt haben. Sie zeigt uns, dass wir an der Evolution als unbewusste Akteure auf der großen Bühne des Lebens teilgenommen haben. Gerade jetzt befinden wir uns in einem Stadium, in dem wir eine Art ”Sphinxwesen” sind. Wir sind weder Tiere noch wahre Menschen, sondern haben sowohl eine Reihe tierischer, egoistischer Seiten als auch ein dämmerndes menschliches, den Nächsten liebendes Bewusstsein. Die weitere Reise wird ungeheuer spannend, weil wir immer besser darin werden, eine bewusste Wahl auf der Bühne des Lebens vorzunehmen. Wir gewinnen allmählich genug Wissen und Erfahrungen, um unser eigenes Leben in einer Art zu inszenieren, die den Frieden und die Liebe fördert, nach denen wir uns so sehr sehnen.

 
Die Denkart, die am meisten den Lebensmut unterminiert, ist das Martyrium. Das Martyrium ist einer der schlimmsten Feinde des Menschen, weil es eine Lebenslüge ist. In Wirklichkeit gibt es kein Martyrium. Keiner kann in Wirklichkeit Unrecht erleiden und keiner kann Unrecht tun.
(aus dem Artikel „Der Lebensmut 1“, deutscher Kosmos Nr. 10, 1987)

Persönliche Übungsgebiete

Martinus’ Vorschlag, wie wir mit unserer persönlichen Entwicklung arbeiten können, klingt ganz einfach. Er weist nach, dass wir – ein jeder – durch die direkte Sprache des Lebens ein persönliches Übungsgebiet benannt bekommen. Jedesmal, wenn wir Widerstand, Stress, Krankheit und anderen Leiden begegnen, ist das ein Signal dafür, dass es etwas in unserem Handeln und Verhalten gibt, das wir lernen sollen anders zu machen. Das verlangt aber, dass wir lauschen und selbst die Willenskraft einsetzen, um die notwendigen Veränderungen zu schaffen. 

Als Entgeld werden wir erleben, dass der Gewinn immer größer wird, je mehr wir fürsorglich, vergebend und liebevoll gegenüber anderen Lebewesen zu sein vermögen. Das gilt auch für das Verhältnis zu unserem eigenen Organismus, wo eine gesunde Lebensweise und frohe positive Gedanken eine weit größere Bedeutung haben, als wir uns normalerweise vorstellen. 

Außerdem haben wir einen glänzenden Führer in unserem eigenen Gewissen, das in den Worten von Martinus  ein ”leuchtendes Mentalfeld” des Bewusstseins ist. Das Gewissen gibt uns meistens ein deutliches Signal, wenn wir nicht nach unseren eigenen humanen Idealen leben. 

In einem Beitrag im dänischen Kosmos Nr. 3/1933 gibt Martinus einige konkrete Hinweise für Gebiete, wo wir uns alle mit großem Gewinn in der Entwicklung unserer eigenen Mentalität üben können, indem wir unsere Willenskraft einsetzen für:

  • Streiche den Begriff „Feinde“ aus deinem Bewusstsein.

  • Entgegne niemals auf Zorn, Verleumdung oder anderes Unangenehme, das gegen dich gerichtet ist.

  • Sage selbst niemals etwas Schlechtes über jemanden oder etwas.

  • Sei absolut unbeeinflussbar von Schmeicheleien, Lob oder Tadel.

  • Sei in allen Lebensverhältnissen absolut wahr und ehrlich.

  • Töte, verletze oder verstümmele niemals.

  • Lass niemals dein Denken davon abweichen, sich damit zu beschäftigen, wie du deinen Mitwesen am allerbesten dienen kannst. Dann führst du die allerhöchste Form des Yoga oder die vollkommenste Übung jenes Teils der Entwicklung aus, der in der Reichweite deines Willens liegt und der –  in Verbindung mit der Bearbeitung des übrigen Teils deiner Natur durch das Leben selbst – dich schließlich zur moralischen Genialität führen wird oder dich dazu umschaffen wird, das vollkommene Wesen oder ein ”Gottmensch” zu sein.

(dänischer Kosmos nr. 3, 1933)