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Fehlt „wahren Menschen“ das Gedächtnis?


Frage
Ein Leser in Schweden schreibt heiter, dass er alle sieben Bände des Livets Bog gelesen hatte, als er etwa 20 Jahre alt war. Jetzt ist er 50 und hat sie erneut gelesen – und jetzt versteht er sie viel besser. Das ist eine Situation, die viele wiedererkennen werden. In Martinus’ Analysen liegt eine solche Tiefe, dass wir einen großen Gewinn davon haben, sie mehrmals zu lesen.

Im Zusammenhang mit dem Symbol „Die Kombinationen der Grundenergien“ (Nr. 9 in Livets Bog 2, Nr. 12 in Das ewige Weltbild) stellt der Leser jetzt Fragen. Aus diesem Symbol geht hervor, dass unser Gedächtniskörper, wenn wir in ca. 3000 Jahren kosmisches Bewusstsein bekommen, ganz (unten) im latenten Stadium ist. Das klingt merkwürdig –! Brauchen wir ihn nicht gerade, um viele Dinge erinnern zu können, wenn wir kosmisches Bewusstsein bekommen?

Und eine weitere Frage: Allmählich – mit dem Fortschreiten der Entwicklung – verändert sich unser Organismus, so dass wir z. B. keinen Affenkörper mehr haben, sondern einen verfeinerten „irdischen Menschenkörper“. Aber wie bekommen wir diese Fähigkeit, einen neuen physischen Organismus aufzubauen? Erhalten wir vielleicht Hilfe von anderen Wesen?


Antwort
Zur ersten Frage: „Müssen wir uns nicht gerade an viele Dinge erinnern können, wenn wir kosmisches Bewusstsein bekommen?“ Nein, es verhält sich faktisch entgegengesetzt. In demjenigen, was Martinus das „wahre Menschenreich“ nennt, brauchen wir gerade NICHT so viel Gedächtnisenergie. Denn wenn die Gefühlsenergie und die Intelligenzenergie ins Gleichgewicht kommen (= kosmisches Bewusstsein), dann wächst die Intuitionsenergie, die die stärkste und durchdringendste unserer sechs Grundenergien ist. Und mit dieser Energie erleben wir auf eine ganz andere Weise, als wenn wir nur „erinnern“.

Davon spricht Martinus in einer sehr inspirierenden Weise im Livets Bog 1, Stück 213-14: „Es existiert also ein prinzipieller Unterschied, wenn das Wesen seine innere Welt mit Hilfe seines Gedächtniskörpers erlebt oder wenn es sie mit Hilfe seines Intuitionskörpers erlebt. Im ersten Fall ist das Erlebnis also mit ‚Erinnerung’ identisch, während es im letzten Fall mit ‚Neuerleben’ identisch ist. Dieser Unterschied wird also umso offensichtlicher, je mehr man erkennt, dass die Erinnerungsfähigkeit eine Art höchste Gefühlsfähigkeit ist, während die Intuitionsfähigkeit eine Art höchstes Sehvermögen ist.“

Man sieht, das war doch eine wesentliche Erklärung. Mit der Gedächtnisenergie „empfindet“ man seine früheren Erlebnisse – mit der Intuitionsenergie werden sie aber zu einer Art äußerer Erlebnisse oder demselben, wie sie zu „sehen“. Wir können daher festhalten, dass uns die Erinnerungsenergie absolut nicht fehlen wird, obwohl sie im „Menschenreich“ ihr latentes Stadium erreicht.

Die Fähigkeit, den Organismus zu erneuern
Die andere Frage in Bezug auf unsere Fähigkeit, entsprechend unserer allmählichen Entwicklung einen neuen, besseren Organismus aufzubauen, berührt Martinus im Livets Bog 7, Stück 2419-20. Seine Erklärung beginnt ganz unten im eigentlichen Tierreich: „Aber hier, wo das Tier beginnt, sich in einem anfänglichen Menschenorganismus zu inkarnieren, geschieht eine besondere Veränderung in der Entwicklung der Wesen. Da die Entwicklung bei den Tieren große Organismusverwandlungen bewirkte, haben die Wesen somit – ehe sie den menschlichen Organismus erreichten – viele Inkarnationen oder physische Leben in vielen verschiedenen Formen und Strukturen immer höherer Organismen durchlaufen. Im menschlichen Organismus setzt sich die Entwicklung fort.“

Martinus fährt fort uns zu erklären, dass es die anfängliche menschliche Entwicklung im „Tier“ ist, die den menschlichen Organismus davon, robust, grob und primitiv zu sein, dahin verwandelt, sehr verfeinert zu werden. „Diese Vervollkommnung gilt sowohl Gehirn und Nerven als auch der Muskulatur und den Gesichtszügen. Aber das geschieht nur durch eine sehr lange Entwicklungsepoche.“ Das heißt also, dass Martinus unsere menschliche Entwicklung direkt mit unserer Fähigkeit, unseren Organismus zu verwandeln, verbindet, so dass dieser die ganze Zeit zu unserer moralischen Entwicklungsstufe passt. 

 Diese Beziehung wird uns in Das ewige Weltbild 4, Symbolerklärung Nr. 34, näher beleuchtet. Das ist ein hinreißend schönes Symbol, das erklärt, wie ein diskarniertes Wesen durch die geschlechtliche Vereinigung der kommenden Eltern Zugang zur physischen Welt bekommt. „Diese Schöpfung eines neuen physischen Organismus, der mit der Embryobildung im Mutterleib beginnt und der sich dann dazu weiterentwickelt, in der physischen Welt geboren zu werden, und sich dann weiter zum voll erwachsenen Zustand entwickelt, wird also von drei Talentkernsätzen gefördert, die jede für sich einen Satz Erblichkeitsbedingungen ausmachen. Das bedeutet wiederum die Erblichkeit vom Talentkernsatz des männlichen Wesens im Paarungsakt, die Erblichkeit vom Talentkernsatz des weiblichen Wesens dieses Aktes sowie die Erblichkeit vom Talentkernsatz des diskarnierten Wesens.“ 

Und dann fügt Martinus die ganz entscheidende Erklärung hinzu: „Die zwei Talentkernsätze mit der Erblichkeit der Paarungswesen sind also absolut nicht dafür bestimmt, die Schöpfung des neuen physischen Organismus zu Ende zu führen. Sie sind nur die Ingangsetzer der Schöpfung eines solchen Organismus, den das diskarnierte Wesen dann mit der Talentkernausstrahlung seines eigenen Talentkernsatzes aus früheren Leben überschatten und besetzen kann.“ Mit anderen Worten: Es kann jetzt selbst – durch seine eigene Lebenskraft und Lebenserfahrungen aus früheren Leben – die Milliarden lebender Wesen anziehen, die es brauchen wird, um seinen neuen Organismus damit aufzubauen. Und wohlgemerkt: Mikrowesen, die genau die „Wellenlänge“ haben, die zur eigenen Begabung, Moral und Haltung des Wesens passt.

 

 Hans Wittendorff, dänischer KOSMOS Nr. 9/2008

Dänischer Originaltitel: Mangler "rigtige mennesker" hukommelse?
Ûbersetzung: Uwe Todt
Deutscher Kosmos nr. 1/2009

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