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Artikelübersicht

M1980
Auf dem Altar der Liebe
von Martinus

1. Kapitel
Die Verkündung der Liebe
Jeder Mensch, der die kosmischen Analysen des Daseins studiert, wird ein ums andere Mal Zeuge dessen, dass die Liebe so lebensnotwendig für das wahre Erleben des Lebens ist, dass sie in diesen Analysen als "Grundton des Universums" bezeichnet wird. In der christlichen Weltreligion wird die Liebe auch als das Fundamentale im Leben stark hervorgehoben. Sehen wir uns die zehn Gebote der Bibel an, ist der Kern in diesen ebenfalls die Liebe. Wenn es in diesen Geboten u.a. heißt "ehre deinen Vater und deine Mutter …" – "du sollst nicht töten" – "du sollst nicht stehlen" – "du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen" – "du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen, nach seiner Ehefrau, nach seinem Knecht oder seiner Magd, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, was deinem Nächsten gehört", dann ausschließlich, um Krieg zu verhindern und stattdessen wahren Frieden und wahre Harmonie und damit Glück und Freude zwischen den Menschen zu schaffen. Aber wahrer Frieden und wahre Harmonie, Glück und Freude sind doch gerade der Segen der Liebe.
Zu einem viel späteren Zeitpunkt wurde die Liebe in einer noch höheren und fundamentaleren Form als der einzig wahre Weg zum Licht offenbart. Das ganze Leben Jesu, seine Bergpredigt, Lebensweise und Leidensgeschichte wurden zur unverrückbaren Bestätigung der Liebe als Lebensfundament, zur Bestätigung des absolut Einzigen, was den Menschen eins mit Gott und damit zum Herrscher über den Verlauf seines Schicksals macht, ihn in einer jeden Situation furchtlos macht, ihn instand setzt, sein inneres geistiges Gleichgewicht zu bewahren, unabhängig von äußerem physischen Widerstand, von Verfolgung oder Kreuzigung. Jesu Leben auf Erden wurde zur Offenbarung eines mentalen Sonnenscheins, der über die Berge Palästinas hinweg und durch die Jahrhunderte hindurch leuchtete. In diesem überirdischen Sonnenschein wurde die Sprache des ewigen Gottes offenbart. Die Stimme des Welterlösers wurde die Stimme des Universums. Und über die Welt hinweg vibrierte die ewige Stimme mit folgender Liebeshymne an die ewigen Wahrheiten: "Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein …"
Dieses mentale Licht, dieser geistige Sonnenschein wurde stärker und stärker. Und die Stimme des Universums, die ewige Stimme fuhr fort: "Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin." – "Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab." – "Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen. Tut denen Gutes, die euch hassen. Betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet, denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte …" – "Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist." – "Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und wo keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz." – "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet, denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden." – "Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet." Und auf diese Weise sprach der ewige Vater diese und viele andere Worte durch seinen ausgesandten Sohn. Und die Leute wunderten sich. Sie wussten ja nicht, dass es die Stimme des Universums, Gottes eigene Stimme war, die sie hörten. Sie ahnten nicht, dass es ewige Prinzipien waren, unverrückbare Wahrheiten, die höchste Wissenschaft, die hier offenbart wurden.
2. Kapitel
Die praktische Wesensart der Liebe als Erlösung der Welt
Aber durch den Welterlöser sollte ein noch stärkeres, von der Strahlenflut des Geistes Gottes ausgehendes Licht offenbart werden. Die Prinzipien der Liebe sollten nicht nur in schönen Worten und Hymnen offenbart werden. Sie sollten nicht bloß abstrakt bleiben. Sie mussten auch als praktische Lebensweise oder Wesensart in Fleisch und Blut offenbart werden. Wie sonst sollten der Menschheit die Augen geöffnet werden? Wie sollte ihr sonst bestätigt werden, dass eine Mentalität, die alle hier genannten Liebesprinzipien in der Wesensart verwirklicht, keine Utopie, keine Fantasie oder Unwirklichkeit war, sondern eine unverrückbare Realität, die nicht nur schon in Fleisch und Blut existierte, sondern außerdem auch ein von Gott manifestiertes Modell war, das die Menschen in aller Welt in ihrer Gesinnung und Wesensart nachahmen sollten, um aus der finsteren Nacht der Kriege und Leiden heraus- und zu der lebenspendenden Herzenswärme und den sonnigen Gefilden der Liebe und damit des Friedens hingeführt zu werden. Durch die besondere Wesensart des Welterlösers wurde der Welt offenbart, wie ein Mensch aus Fleisch und Blut wirklich in einem solchen Umfang voller Liebe zu seinem Nächsten sein kann, dass er völlig unberührt davon ist, welchen Verfolgungen oder Leiden dieser Nächste ihn auch ausgesetzt hat. Nicht einen einzigen Augenblick während des langsamen und schmerzhaften Todes am Kreuz, was wohl die Kulmination dessen ist, was einem Menschen an Folter und Leiden zugefügt werden kann, verlor der Welterlöser seine Fassung oder seine liebevolle Gesinnung. Die liebevolle Einstellung, die er seiner Umgebung gegenüber einnahm, und hierzu sind auch seine Henker und die höhnende Menschenmenge am Fuße des Kreuzes zu rechnen, löste sich in der großen Liebkosung aus, die der Schlüssel zur Pforte der Seligkeit oder der Erlösung der Welt werden sollte. Und wie eine gewaltige Lichtglorie in der geistigen Atmosphäre der Erde funkelt, leuchtet und wärmt bis zum heutigen Tage diese welterlösende Liebkosung in Gestalt der ewigen Worte am Kreuz: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun". Hier wurde offenbart, dass der Welterlöser – eins mit Gott – eins mit der Wahrheit – und eins mit der Liebe war, sowohl physisch als auch geistig.
In der gewaltigen Seelenstärke, die im Garten Gethsemane durch die Worte zum Ausdruck kam: "Vater, nicht mein, sondern Dein Wille geschehe", wurde der Welterlöser eins mit Gottes Willen, eins mit der Erlösung der Welt, die hier auf die Erschaffung eines Beispiels gegründet werden musste, eines Modells für die vollkommene Wesensart eines Vorbildes, das kommenden Generationen zur Nachahmung gegeben wurde, einer Offenbarung dessen, dass die Liebe in ihrer höchsten Entfaltung wirklich dies bedeutet, sein Leben zur Rettung anderer hinzugeben. Hier wurde offenbart, dass er eins mit der Kulmination dieses erhabenen mentalen Zustands war. Durch die Worte "denn sie wissen nicht, was sie tun" wurde dokumentiert, dass er in Kontakt mit dem allerhöchsten Wissen war. Denn seine Henker wussten tatsächlich nicht, was sie taten. Sie kannten die Wahrheit über Jesu Leben und Wesen als Gottes Sendbote und Welterlöser nicht. Wären sie nicht so niedrig entwickelt gewesen, wie sie es, kosmisch gesehen, tatsächlich waren, hätten sie ihn gepriesen und ihm gehuldigt. Aber, da sie nicht wussten, was sie taten, wäre es unangemessen, sie einer Strafe auszusetzen. Er bat deshalb seinen himmlischen Vater darum, sie von dieser Unangemessenheit zu verschonen. Das Leben hat andere Möglichkeiten, mit denen es die Menschen über ihre Fehler aufklären kann als die Gewaltmethode, die sie unter dem Begriff "Strafe" gegenüber niedrig entwickelten Mitmenschen, die sie "Verbrecher" nennen, anwenden. Diese drei Demonstrationen der Wesensart eines vollkommenen Menschen – eins mit dem Vater, eins mit der Wahrheit oder dem höchsten Wissen und eins mit der Liebe – waren jene Lichtmanifestationen, die die Erlösung der Welt sind, d.h. die Befreiung der Menschen von den Überresten tierischer Mentalität, von denen sie sich bis zum heutigen Tage noch nicht befreit haben, ja, die sie aufgrund ihres immer noch niedrig entwickelten und unfertigen Zustands geradezu hoch verehren.
3. Kapitel
Der Glaube an eine Vorsehung und eine liebevolle göttliche Weltsteuerung in Verfall
Wir haben hier schon gesehen, dass die Entwicklung der Menschheit vorwärts und aufwärts zu höheren Formen des Daseins durch die Liebe entwickelter Menschen in einem sehr großen Ausmaß gefördert wird oder dadurch gefördert wird, dass diese ihr Leben für die Erlösung derjenigen ihrer Mitmenschen gegeben haben, die mental gesehen noch in primitiven, tierischen Traditionen gefangen sind. Wir haben durch die Geschichte des Christentums ein gewaltiges Aufgebot an Liebeskräften, inspiriert vom Welterlöser Jesus Christus, gesehen. Dass auch die anderen höheren Weltreligionen durch die Liebe höherer Wesen gefördert wurden, die ihr Leben zur Unterstützung bei der Erziehung der Menschheit in Humanität und Weisheit gegeben haben, ist für den entwickelten Forscher bereits seit Langem eine Tatsache. Wir haben gesehen, wie die Liebe durch die großen geistigen Führer der Menschheit und durch Christi Lebensweise und Lebensauffassung als der einzige Weg vorwärts und aufwärts zum Licht offenbart wird. Aber wie steht es mit der Menschheit von heute? Glaubt sie, dass die Liebe die Erlösung der Welt von dem unglücklichen Zustand des Krieges und der Leiden ist? Nein, so weit ist der größte Teil der Menschen auf der Erde, der Teil, der die Macht hat und die Menschheit regiert, in der kosmischen Entwicklung noch nicht gekommen. Es ist erst der kleinste Teil, also der Teil, der in Wirklichkeit in Politik, Regierung und Moralauffassung überhaupt nichts zu sagen hat, der anfangen kann, die wirkliche Wahrheit zu verstehen. Ein großer Teil der Menschheit glaubt nicht mehr an eine Vorsehung, eine wirklich göttliche Weltensteuerung hinter allen großen Manifestationen und Fügungen des Lebens.
4. Kapitel
Die modernen Kulturstaaten sind zu einem religiösen Wüstengebiet geworden, in dem Geld zum alles überschattenden Lebensfundament geworden ist
Im jetzigen Jahrhundert sind die religiöse Tendenz und Auffassung aus großen Teilen der Bevölkerung der Erde verschwunden. So wie ein Gebiet zu einer Wüste wird, wenn alles Wasser aus diesem Gebiet verschwindet, ist auch die menschliche Mentalität dort zu einem psychischen oder seelischen Wüstengebiet geworden, wo die religiöse Tendenz aus der menschlichen Lebensauffassung verschwunden ist. In diesem mentalen Wüstengebiet gibt es zwar eine üppige mentale Vegetation, aber sie besteht psychisch oder seelisch gesehen nur aus Wüstenpflanzen. Sie gibt nur dem Teil der menschlichen Mentalität Nahrung, der noch aufgrund der niedrigen Entwicklung an die rein physische oder körperliche Interessensphäre gebunden ist. "Pflanzen", die der geistigen oder psychischen Seite und damit dem primären und ewigen Teil des Lebewesens Nahrung geben können, kommen in diesem Wüstengebiet nicht vor. Aber hier gibt es, wie gesagt, mächtige Wüstenpflanzen, die der physischen, körperlichen oder der rein materiellen Seite dieses Wesens einen Überfluss an Nahrung bieten. Diese mentale Wüstenvegetation besteht aus einer Unzahl von Arten, die sozusagen derselben Familie angehören. Diese Familie ist unter dem Begriff "Geld" bekannt. Unter den verschiedenen Arten sind hier die vielen Formen zu verstehen, in denen sich Geld angeeignet wird. Wir kennen diese Formen unter den Begriffen Profit, Aktienausschüttung, Zinsen, Gewinne, Verdienste, Arbeitslohn usw. Diese vielen Pflanzenarten in der mentalen Wüstenvegetation sind allmählich zu einer Lebensbedingung für die Menschen geworden, und zugleich sind sie höchst ungesund für die Seele, weil sie fast alle mit einem gewissen Prozentsatz von jenem gut verborgenen Giftstoff behaftet sind, der "Unehrlichkeit" heißt. Dieser Giftstoff ist für die Schaffung von wirklicher, dauerhafter Lebensfreude absolut tödlich. Er gibt nicht nur dem Geist des Menschen keine wirkliche Nahrung, sondern er zerstört auch alles, was jenes seelische Lebensfundament schaffen kann, durch das die dunklen Schicksalssituationen des physischen Lebens ohne Nervenzusammenbrüche, ohne Sorgen, Angst, Pessimismus und Selbstmord bewältigt werden können, ganz abgesehen von der Immunität gegen große Teile eines dunklen Schicksals, die durch dauerhafte absolute Ehrlichkeit oder dadurch, mit der Wahrheit eins zu sein, geschaffen wird. Die ganze Administration, Struktur und Aufrechterhaltung des Lebens der Erdenmenschheit ist nach und nach von dieser mentalen Wüstenvegetation völlig abhängig geworden. Alle Regierungen, jegliche Politik, alle Gesellschaftsverhältnisse und Positionen, jegliche Ehre und jegliches Ansehen, jeglicher Lebensstandard, jegliche Zivilisation usw. sind heute ausschließlich eine Frage von Geld. Aufgrund der moralischen Unterentwicklung der Menschen ist die Aneignung von Geld oder die Jagd danach zu ihrem großen Lebensproblem geworden. Von diesem Gesichtspunkt aus gesehen sind die sonst so hoch geschätzten Kulturstaaten zusammen nur eine primitive Naturmenschengesellschaft, deren wichtigste Nahrungsquelle die Jagd nach dem Geld ist. Alle sind gezwungen, an dieser Jagd teilzunehmen. Sie ist allmählich eine so alles überschattende Lebensbedingung geworden, dass sie Religion und Gottesverehrung verblassen ließ.
5. Kapitel
Götzenanbetung und Götterdämmerung
Da nicht alle Menschen gleich gute Geldjäger sind, sehen wir hier das Eigentümliche, dass einige ein so gigantisches Jagdergebnis hatten, dass sie dabei sind, im Überfluss zu ersticken, während andere nur mit einem so geringen Jagdtalent ausgestattet sind, dass sie in der lebensnotwenigen und manchmal brutalen und blutigen Jagd nach Geld fast gar nicht mithalten können. Sie müssen dann schlimmstenfalls in Armut, Hunger, Bettelei und Erniedrigung leben. Dies wird darüber hinaus dadurch vervollständigt und unterstrichen, dass die besonders tüchtigen Jäger schon längst die Jagdgebiete erobert haben, sodass Millionen von Menschen keinen direkten Zugang mehr zu diesen Jagdgebieten haben. Sie können dann nur einen indirekten Zugang zu den Jagdgebieten bekommen, einen Zugang, der sehr stark dadurch reduziert oder geschmälert wurde, dass die Besitzer der Jagdgebiete denjenigen, denen sie Zugang zu ihrem Gebiet gewähren, die Bedingungen diktieren, die sie für berechtigt halten. Aber es gibt auch viele Menschen in der Welt, die keinerlei Zugang zu den lebensnotwenigen Jagdgebieten haben. Sie müssen deshalb in Erniedrigung und Untergang bis in den Tod dahinvegetieren, weil sie weder physische noch psychische Nahrung bekommen. Die moderne Kultur von heute mit ihren Jagdbesitzern (Arbeitgebern oder der besitzenden Klasse) und denen, die nur einen indirekten und verringerten Zugang zu den Jagdgebieten haben (Arbeitern), sowie denen, die überhaupt keinen Zugang zu den Jagdgebieten haben (Arbeitslose), ist also in Wirklichkeit im rein gesellschaftlichen Bereich noch nicht in ein Stadium gelangt, das so erhaben ist, dass es die Bezeichnung "Kultur" total oder hundertprozentig verdient. Wahre menschliche Kultur ist nicht eine Gesellschaftsordnung, in der der Kluge und Starke die lebensnotwenigen Werte dem weniger Klugen und weniger Starken abnimmt und nach dem Prinzip lebt "jeder ist sich selbst am nächsten". Für eine Gesellschaftsordnung, in der es möglich ist, in Ausschweifungen, Völlerei und Verschwendung zu leben, während gleichzeitig andere in Not und Elend zugrunde gehen, weil sie keinen Zugang dazu haben, ihr tägliches Brot zu verdienen, kann der Begriff "Kultur" nur eine ironische Bezeichnung sein. Die Gesellschaftsmoral der modernen Kultur hat denn auch die größten und tödlichsten und blutigsten Kriege aller Zeiten auf allen Feldern verursacht. Alle sind im Krieg gegen alle. Alle müssen sich vor allen schützen. Alle versuchen in größerem oder geringerem Ausmaß bewusst oder unbewusst, offen oder getarnt einander zu plündern oder auszunutzen. Dies gilt sowohl zwischen Staaten als auch zwischen einzelnen Personen. Als Schutz hiervor sind nach und nach verschiedene Formen von "Kriegsverteidigung", "stehenden Heeren" an allen Fronten entstanden. Da ist also zuerst einmal die allgemeine tödliche militärische Kriegsbereitschaft zu Lande, zur See und in der Luft zu nennen. Danach kommen Gewerkschaften, Versicherungsgesellschaften, Krankenkassen und andere Vereinigungsbildungen und Ähnliches. Was sind diese Maßnahmen anderes als mehr oder weniger wirksame Verteidigungsmaßnahmen gegen die Übel, die der Kampf um die geldmäßigen Jagdgebiete denen verursacht, die im Kampf nicht mithalten können? Die primäre Struktur der modernen Kultur ist also ein Kult des Geldes, eine direkte Anbetung des goldenen Kalbes. Und solange diese Götzenanbetung die Mehrzahl der Bevölkerungen der Erde beherrscht und Politik und Staatsverwaltung diktiert, Erfolg, Position, Ehre und Ansehen bestimmt, Sympathien und Antipathien der Menschen zum Spielball macht, können die Götterdämmerung des Krieges, Todesschreie, Invalidität, Krankheiten, Hungerstod, Erniedrigung und Unterdrückung unmöglich aufhören.
6. Kapitel
Kosmische Wissenschaft ist die Welterlösung des zwanzigsten Jahrhunderts
Was die oben genannte Wesensart der Menschen betrifft, ist da nichts, was irgendjemandem vorgeworfen werden kann, weder der Staatsmacht noch einzelnen Menschen. Diese Epoche des goldenen Kalbes oder des Geldes ist ein völlig natürliches und unvermeidliches Glied in der kosmischen Entwicklung, durch die der Mensch erschaffen wird. Sie löst all die Erfahrungen aus, die die Menschheit notwendigerweise erleben muss, um die Entwicklung oder das Wissen und die damit verbundenen Talente zu bekommen, die sie vollkommen machen. Und so, wie man nicht alle Epidemien oder Krankheiten durch Diktatur hat entfernen können, sondern nur durch wissenschaftliche Entdeckungen und den Überblick über die Situation, so kann auch der Kult um das goldene Kalb oder die Epoche des Geldes nicht durch Diktatur, Politik, Dogmenreligionen, Vereinsbildungen oder Ähnliches abgeschafft werden. Dieser noch auf der niedrigen Entwicklung der Menschen gegründete Götzendienst, die alles überschattende Herrschaft von Gold und Geld über das Leben und die Wesensart der Menschheit kann nur mit Hilfe der Entwicklung der kosmischen Wissenschaft oder erfahrungsmäßigen Einsicht in den Sinn des Lebens, in das Wesen des Friedens entfernt werden. Weder Menschen noch Tiere oder andere Formen von Leben sind Spielbälle für zufällige und unlogische Energie- oder Kraftentfaltungen. Sie sind vielmehr einer absolut logischen und liebevollen Weltführung unterworfen. Diese bedingt, dass absolut niemand dauerhaft unvollkommen bleiben kann. Alles besteht aus Kreisläufen. Da das Unvollkommene zu Finsternis und Leiden führt, entstehen hier die Erfahrungen, durch die diese Wesen ihr künftiges Leben immer vollkommener gestalten können. Und auf diese Weise wird die Kultur des goldenen Kalbes, die Epoche des Geldes, nach und nach einen Erfahrungskomplex bilden oder eine Wissenschaft entstehen lassen, die diesen Kult als tödlichen und alles zerstörenden Faktor in jeglicher höheren oder wahrhaft "menschlichen" Kulturschöpfung enthüllt. Und durch diese Verlebendigung der Wissenschaft wird dieser Kult nach und nach bekämpft und abgelöst werden von einem Kult der Gerechtigkeit und damit der Liebe, die jeden einzelnen Menschen sein Leben mit seinen Fähigkeiten und seiner Arbeit entgelten lässt, völlig unabhängig davon, welchem Rang oder Stand er angehören mag. Hier existiert das Geld nicht mehr. Niemand kann sich von seinen Verpflichtungen freikaufen, d.h. von den Arbeitsstunden, die notwendig sind, um die Befriedigung der eigenen Lebensbedürfnisse aufrechtzuerhalten. Man kann für diese Lebensbedürfnisse nicht mit Geld bezahlen, sondern nur mit einer entsprechenden Anzahl von Arbeitsstunden in dem Arbeitsgebiet, in dem man selbst die besten Fähigkeiten und größten Interessen hat. Auf diese Weise hat jeder normale Mensch, der auf die Welt kommt, ein angeborenes Zahlungsmittel für sein Leben. Es ist nicht wie heute, wo Millionen von Menschen aufgrund der tödlichen Macht der Geldanbetung an Hunger und in Armut sterben, einer Geldanbetung, die die unheimlichste Waffe in der Hand des Wesens ist, das keine Rücksicht auf Leben und Gesundheit, Ruin und Untergang seines Nächsten nimmt, wenn es darum geht, selbst in den Besitz des großen Gewinns oder der gewünschten Geldmacht zu kommen. Die Methode findet unter dem sogenannten "Geschäftsprinzip" statt. Dieses Prinzip ist in seiner Reinkultur redlich. Hier bedeutet es "gleicher Wert für gleichen Wert" und kann in dieser Reinkultur ein außerordentlich großer und nützlicher Kulturfaktor sein. Aber heute kommt es nicht in dieser Reinkultur vor, selbst wenn es mit diesem Begriff bezeichnet wird. Der Ausdruck "Geschäft" ist heute in großem Ausmaß nur ein Nebel oder eine Tarnung, unter der die Verfälschung des Geschäftsprinzips als das Prinzip "größtmöglicher Wert oder Gewinn für die kleinstmögliche Gegenleistung" vonstattengehen kann. Diese kulminierende Ausplünderung des Nächsten kann nicht stattfinden, wo das Geldsystem abgeschafft ist und wo es kein anderes zugelassenes Zahlungsmittel gibt als eine von den Behörden ausgestellte Quittung dafür, dass man mit seiner Arbeit bezahlt hat (siehe auch Livets Bog, Band 1, 4. Kapitel).
Die Menschheit wird also allmählich in eine neue Lebensepoche kommen, in der alle unglücklichen Zustände – die Götterdämmerung, die sie heute aufgrund ihrer kosmischen Unwissenheit selbst verursacht – im Lebensbereich der Erdenmenschheit durch das Licht des Verstandes und der Liebe zu Ende gebracht wurden. Es ist diese kosmische Wissenschaft, die Wissenschaft von dem jetzigen und dem kommenden Platz der Erdenmenschheit in der Entwicklung oder in Gottes großer Erschaffung des "Menschen als sein Abbild, ihm gleichend", die die große Welterlösung des zwanzigsten Jahrhunderts ist. Sie ist die Saat, durch die alle Völker der Erde gesegnet werden sollen.
7. Kapitel
Die Erfüllung aller Gesetze
Wir haben hier einen kleinen Überblick über die jetzige Schicksalssituation der Menschheit bekommen. Wir haben das Wichtigste der Wegweisung gestreift, die sie von ihren großen Anführern oder Welterlösern bekommen hat. Wir haben gesehen, dass diese Wegweisung im Leben und in der Wesensart Jesu in Fleisch und Blut als lebendes Beispiel für das Gottesverhältnis und die Nächstenliebe kulminierte, die die Erfüllung aller Gesetze sind. Wir haben gesehen, dass die Menschheit in der Entwicklung absolut noch nicht dazu herangewachsen ist, diese welterlösende Wesensart zu leben, selbst da nicht, wo sie sich "christlich" nennt. Das Ergebnis ist, dass die Menschheit in entsprechendem Ausmaß in einer Götterdämmerung oder einer Domäne des Krieges mit allen möglichen tödlichen Leiden und mentaler Finsternis, Grauen und Schrecken leben muss. Wir haben gesehen, dass der Kern der Wegweisung, die der Menschheit zuteilwurde, ausschließlich auf dem großen Liebesprinzip basiert. Dieses Prinzip und damit die Liebesfähigkeit des Menschen werden also zum Fundament für dessen Befreiung von dunklem Schicksal. Im gleichen Ausmaß, in dem seine Liebesfähigkeit sich entwickelt, gereicht er auch seinen Mitwesen und seine Umgebung zur Freude und zum Segen. Und ist es nicht gerade eine solche Wesensart, die von Bedeutung ist? Wie sind die Verhältnisse in einer Religion oder Lebensauffassung, in der es keine Liebe gibt? Wie sind die Verhältnisse in der Politik, in Vereinen und Zusammenschlüssen, in denen es keine Liebe gibt? Wie sind die Verhältnisse zwischen einzelnen Menschen, wenn es dort keine Liebe gibt? Sind sie nicht kalt, trist und leer oder mehr oder weniger voller Antipathie, Zorn, böser Kritik, Rücksichtslosigkeit, Verleumdung und ähnlichen Dingen? Die heutige moderne Kultur ist in großem Ausmaß mit technischen und chemischen Vollkommenheiten ausgestattet und kann wunderbare Werte für die Menschheit erschaffen, aber was bedeutet all das, wenn sie nicht genügend Liebe enthält? Disharmonie, Leiden, Depression, Lebensüberdruss und Selbstmord werden immer da zuhause sein, wo es keine Liebe gibt. Ist es nicht hundertprozentig einleuchtend, dass es, wenn jeder Mensch seinen Mitmenschen und seiner Umgebung zur Freude und zum Segen gereichen würde und sich dafür opfern würde, das Glück anderer Menschen zu fördern, keine Möglichkeit für die Existenz einer Götterdämmerung geben würde. Da, wo alle allen zur Freude und zum Segen gereichen, wird der so sehnsüchtig erwartete dauerhafte Frieden zur Tatsache, so wie es auch sonnenklar ist, dass da, wo alle allen anderen gegenüber mehr oder weniger rücksichtslos, brutal, rachsüchtig, neidisch und intolerant sind, das Leben unmöglich zu einem Ausdruck für Glück und Freude werden kann. Wir sehen hier, dass die Berufung auf die Liebe als dem einzigen wahren Weg zum Licht keine Fantasie oder bloße Behauptung ist. Der von der Welterlösung angewiesene Weg aus der Finsternis heraus ist lebende, realistische Wissenschaft oder Wirklichkeit.
Des Weiteren können wir auf vielerlei Weise sehen, wie diese Wirklichkeit von der Natur selbst unterstrichen wird. Ist nicht der Organismus des Lebewesens so erschaffen, dass er jener Lebensform zur größtmöglichen Freude und zum Segen gereicht, zu der dieses Wesen im Augenblick in seiner Entwicklung herangewachsen ist? Gereicht uns nicht unser eigener Organismus mit seiner Vielfalt von Lebensfunktionen zur Freude und zum Segen? Ist es nicht ein Ausdruck von Liebe, dass wir Augen zum Sehen und Ohren zum Hören bekommen haben neben all den anderen lebensfördernden Sinnen, mit denen wir ausgestattet sind? Ist es nicht das Ziel der Natur, mit ihrer Schöpfung ein absolut vollkommenes Wesen zu schaffen, also ein Wesen, das nicht töten muss, um zu leben, ein Wesen, das sich nicht mit Gewalt oder Macht zu verteidigen braucht, ein Wesen das verstehen kann, dass all das sogenannte "Böse" nur Ausdruck eines unfertigen Zustands im göttlichen Schöpfungs- oder Vervollkommnungsprozess ist, den wir Entwicklung nennen? Und wird dieses Ziel der Schöpfung nicht gerade sichtbar, wenn man die Entwicklung in ihrer Gesamtheit betrachtet? Haben die Menschen vorher nicht auf niedrigeren Bewusstseinsstufen gestanden, als sie es heute tun? Und haben die Wesen auf diesen niedrigeren Stufen in der Entwicklungslinie nach unten nicht auch auf noch niedrigeren Stufen gestanden und so weiter zurückführend zu immer primitiveren Wesensformen? Was sind alle Lebewesen auf der langen Skala von Entwicklungsstufen anderes als dasselbe Wesen, das unter Gottes schöpferischer Hand von Stufe zu Stufe verwandelt wird, um zuletzt zum Erdenmenschen von heute zu werden, und das danach in der Schöpfung weitergeführt wird zu noch höheren Stufen, um dann das fertige Ziel in der langen Schöpfung zu erreichen: "der Mensch als Abbild Gottes, ihm gleichend".
Ist diese Schöpfung nicht selbst eine strahlende Liebesmanifestation? Sind die vorausgegangenen Schöpfungsprozesse der Erde nicht ein Ausdruck derselben schöpferischen Hand? Wurde sie nicht während mehrerer Epochen von einem flammenden Feuermeer in die heute so strahlende bewohnbare Welt verwandelt, die die Möglichkeiten hat, zu einem göttlichen Paradies für die Erdenmenschen zu werden, wenn diese so weit gekommen sind, dass sie die tierische Natur in ihrer Mentalität überwunden haben, die sie heute an dunkle Schicksale und Leidenszustände fesselt?
Die große Wahrheit über den höchsten Wesenskern des Lebens und die damit verbundene höchste Weisheit und das höchste Glück ist also die, dass man sein Leben geben muss, um es zu besitzen. So wie die Gottheit hinter allen Schöpfungsprozessen der Natur uns ihre Liebe geopfert hat, so müssen auch wir uns für die Gottheit opfern, was nur durch unsere Liebe zu unserem Nächsten getan werden kann. Wir begegneten Gottes Liebe durch ein Elternpaar oder ihre Stellvertreter, als wir zart und hilflos auf diese Welt kamen. Wir begegneten Gottes Liebe durch die Entwicklung unseres Organismus zu einem Werkzeug für immer höhere Formen des Lebenserlebens und damit für unsere Vervollkommnung von der Primitivität zur Intellektualität. Wir begegneten Gottes Liebe in der Verwandlung der Erde, die sie für uns zu einer leuchtenden und wärmenden Wohnstätte im Universum machte. Wir begegneten Gottes Liebe in jener Schöpfung der Natur, die den Lebewesen täglich Nahrung und passende Lebensbedingungen gibt. Wir begegneten Gottes Liebe durch all die Wesen, die uns liebten, aber wir lernten auch, Gottes Liebe hinter all den Wesen zu spüren, die uns verfolgten und hassten. Wir lernten, sie zu lieben, denn wir sahen, dass sie Gottes Rettungsring für uns waren zu einem Zeitpunkt, als wir dabei waren, im Ozean des Irrglaubens, des Aberglaubens und der Selbstsucht zu ertrinken. Wir sahen Gottes allumfassende Liebe in den wunderbaren Fähigkeiten und Anlagen, die dem entwickelten Menschen Zugang zum leuchtenden heiligen Geist oder kosmischen Bewusstsein Gottes gaben, durch das er fähig wird, Gottes ausgestreckte helfende Hand für all diejenigen zu sein, die von Finsternis und Leiden befreit und hinauf zu den leuchtenden Höhen des Lebens gebracht werden sollen. Und wir sahen Gottes Liebe in der leuchtenden Strahlenflut auf den Zinnen des Lebens, wo Gott in seiner Allweisheit, Allmacht und Allliebe das Schicksal jedes einzelnen Lebewesens in seiner Hand hält. Dies ist die große Wahrheit über die Liebe.
Das wirkliche Leben ist also ein Kult der Liebe. Das Weltall ist der Altar der Liebe. Auf diesem Altar opfert Gott den Lebewesen seine Liebe und führt sie dahin – ebenfalls auf diesem Hochaltar des Lebens – ihr Leben für die Befreiung der Mitwesen aus Finsternis und Leiden zu geben, wodurch sie selbst in der leuchtenden Strahlenflut des kosmischen Bewusstseins oder des heiligen Geistes leben werden.
Wahrlich! Gott über alle Dinge zu lieben und seinen Nächten wie sich selbst, das ist die Erfüllung aller Gesetze.
Erstmals erschienen im dänischen Kosmos 1956, in Buchform veröffentlicht als erster Artikel in Buch Nr. 20 "Meditation". Die Übersetzung und Veröffentlichung des Buches auf Deutsch ist in Vorbereitung. Artikel-ID: M1980. Übersetzung: Karin Linde. Erstmals im deutschen Kosmos 2/2018 veröffentlicht.

© Martinus-Institut 1981, www.martinus.dk

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