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M32374
Lieber den Atlantik mit einem Floß überqueren, als einen Bürojob ausüben!
Von Martinus

Liebe N.N.
Ich habe neulich Ihren Brief vom [...] erhalten und bitte um Entschuldigung, dass ich es nicht geschafft habe, schon eher darauf zu antworten.
Ich sehe aus Ihrem Brief, dass Sie mit Ihrem täglichen Leben höchst unzufrieden sind. Sie schreiben u.a., dass Ihnen keine Vorstellung so verhasst und abscheulich vorkommt wie die, "in einem bürgerlichen Beruf arbeiten zu müssen" – mit allem, was das bedeutet –, ein festes Tagesprogramm zu haben, immer das Gleiche tun zu müssen, anderen gehorchen zu müssen, wie eine Marionette hin- und herbewegt zu werden und Dinge tun zu müssen, die Sie nicht im Geringsten interessieren. Ein Büro oder ein Geschäft, welcher Art auch immer, ist Ihnen verhasst "wie der Teufel selbst", und, wenn Sie die Wahl hätten, würden Sie lieber den Atlantik auf einem Floß überqueren, selbst auf die Gefahr hin, dabei zu ertrinken, als in die Büro- oder Geschäftswelt einzutreten, um von ihr verschlungen zu werden.
Danach schreiben Sie, dass P.P. das nicht begreifen kann, obwohl Sie selbst meinen, es wäre sehr leicht zu verstehen.
Ja, liebe N.N., Ihr Zustand ist sehr leicht zu verstehen. Er ist mit aller Deutlichkeit in Ihrem Brief beschrieben worden. Aber das, worum es eigentlich geht, ist ja die Ursache all dessen! Und hier kann ich gut verstehen, dass P.P., der ja selbst ein ungewöhnlich fleißiger Mensch ist, immer bereit, jede Arbeit zu verrichten, die in einer gegebenen Situation von ihm gefordert wird, Schwierigkeiten hat, Ihre Auffassung zu verstehen, die ja hundertprozentig im Gegensatz zu seiner ist. Aber nun haben Sie mich um Hilfe gebeten, und ich will noch einmal versuchen, Ihnen eine Orientierung zu geben.
Ihre Lebenseinstellung besteht also aus einem Hass darauf, "angestellt" zu sein, einem Hass darauf, einen bürgerlichen Beruf auszuüben, einem Hass darauf, anderen untergeordnet zu sein, einem Hass darauf, dass Ihnen Arbeitsaufgaben diktiert werden, die Ihnen nicht entsprechen. Sie nennen hier die Büro- oder Geschäftswelt und hassen all dies also "wie den Teufel selbst". Das, wozu alle Menschen in der ganzen Welt schon von Kindheit an erzogen werden, nämlich selbst ihre Nahrung und ihr Auskommen zu verdienen, damit sie nicht anderen zur Last fallen, diese absolut gesunde und lebensnotwendige Einstellung zum Leben weisen Sie glatt zurück und unterstreichen das damit, dass Sie sie "wie den Teufel selbst" hassen.
Aber haben Sie einmal darüber nachgedacht, wie viel Sie selbst den bürgerlichen Berufen verdanken?
Wenn alle anderen Menschen die bürgerlichen Berufe hassen würden und es, wie Sie, vermeiden würden, einen solchen Beruf auszuüben, vermeiden würden, eine Lebensstellung anzunehmen, wie könnten Sie dann all die Werte genießen, von denen Sie schon seit Ihrer Geburt mit aller Selbstverständlichkeit zehren? Wenn Sie in hübschen bequemen Kleidern und Schuhen herumlaufen können, wenn Sie in einem schönen Haus oder einer schönen Wohnung leben können, wenn Sie gegebenenfalls in ein Krankenhaus kommen und ärztlich versorgt werden können, wenn es Fabriken, Elektrizitäts- und Gaswerke, Schulen und Lehranstalten, Literatur, Kunst und Wissenschaft usw. gibt, dann liegt das ausschließlich daran, dass es Menschen gibt, die mehr oder weniger davon absehen müssen, das zu tun, wozu sie gerade Lust haben. Sie selbst, liebe N.N., leben also jeden Tag aufgrund der Arbeit all dieser Menschen und schulden also der Gesellschaft oder den bürgerlichen Berufen außerordentlich viel. Können Sie nicht erkennen, dass es eine Entgleisung ist, wenn man auf Kosten anderer Menschen leben und Angenehmes genießen will? Wir alle sind unseren Nächsten in bürgerlichen Berufen schuldig, dass auch wir selbst unseren Beitrag für die Aufrechterhaltung dieses Daseins leisten. Wenn wir dies also alle, so wie Sie, verfluchen und davor weglaufen würden, anstatt dessen Bedeutung zu verstehen, würde die Gesellschaft untergehen. Wenn alle als Schmarotzer von der Arbeit anderer leben würden, wie könnte dann die Arbeit getan werden? – Warum sollten Sie eine Ausnahme sein? – Warum sollten Sie nicht in einem Büro arbeiten oder einer anderen Arbeit nachgehen, mit der Sie etwas leisten könnten?
Es ist möglich, dass Sie gerne einer Arbeit auf einer etwas höheren Ebene als der rein materiellen nachgehen würden, aber wie viele all derjenigen, die daran gebunden sind, in Fabriken, Werkstätten und Büros all die Werte der Zivilisation zu erschaffen, die Sie genießen können, haben das? – Aber eine höhere Ebene oder ein höheres Kulturstadium als die heutige materialistische gottlose Kultur ist Idealismus. Und wahrer Idealismus ist Nächstenliebe. Das heißt, lieber selbst leiden zu wollen, als dass andere leiden sollen, lieber selbst mit anzupacken, als dass andere das tun sollen. Das heißt zu verstehen, dass alles im Schicksal darauf abzielt, den Menschen in das "Abbild Gottes" zu verwandeln. Das heißt, alles und alle zu verstehen. Nur dieses Verständnis führt zu der Freiheit, nach der Sie in Wirklichkeit hungern, die Sie aber absolut nicht erreichen können, weil Sie weit von diesem Verständnis und dem damit verbundenen Idealismus entfernt sind. Solange Sie, liebe N.N., sich nicht darauf einstellen, in Kontakt mit dem zu sein, was Sie der Menschheit auf der materiellen Ebene schulden, mit all dem in den bürgerlichen Berufen, was Sie hassen, wie Sie es ausdrücken, sind Sie kein Idealist. Sie sind kein gutes Beispiel für andere. Und ohne das zu sein, können Sie ja unmöglich einer höheren Ebene angehören als gerade der, auf der sich diese anderen befinden. Sie sind also in Wirklichkeit, kosmisch gesehen, auf Ihrem rechten Platz. Sie haben eine ein wenig zu hoch entwickelte Intelligenz im Verhältnis zu Ihren humanen Talenten. Dieser Zustand lässt Sie ein höheres Kulturstadium erahnen, dem Sie gern angehören möchten. Aber Ihre noch mangelhafte humane Entwicklung bewirkt, dass Sie nicht das bezahlen wollen, was es kostet, einer solchen Ebene anzugehören. Sie wollen nicht so hart arbeiten, wie Sie es notwendigerweise tun müssen, um auf dem Weg zu jenem Stadium und jener Freiheit weiterzukommen, nach denen Sie so stark hungern. Aber andere Menschen können diesen Weg nicht für Sie gehen, Sie müssen selbst die harte Arbeit leisten. Und diese Arbeit ist gerade das, was Sie "wie den Teufel selbst hassen". Diesen Hass müssen Sie deshalb bekämpfen und bereit sein, sowohl Waschfrau als auch Fürstin zu sein, sowohl Fabrikarbeiterin als auch Büroangestellte. Sie müssen darauf eingestellt sein, lieber zu dienen, als sich dienen zu lassen, und Sie müssen darauf eingestellt sein, ohne Hass und Bitterkeit eine jede Arbeit zu verrichten, die Gott in Form Ihres Schicksals von Ihnen verlangen wird. Geben Sie den Gedanken auf, dass Sie zu gut oder zu hoch entwickelt seien, diese oder jene Arbeit auszuführen, die Ihnen in der gegebenen Situation vom Schicksal auferlegt wird.
Solange Sie dies nicht gelernt haben, solange Sie damit fortfahren, diese oder jene ehrliche Arbeit zu hassen, wird sie Ihnen immer wieder begegnen, bis Sie zum Schluss daran gekettet sind. Dieser Widerstand versperrt also den Weg zu jener Freiheit, auf die Sie sich so stark berufen. Wenn Sie dagegen gelernt haben zu erkennen, dass die Arbeit und die bürgerlichen Berufe, die Sie heute so hassen, in Wirklichkeit lebensnotwendige Phänomene in Gottes Verwandlung von Ihnen vom "Tier" zum "Menschen" sind, und dass Sie diese in Wirklichkeit lieber segnen als verfluchen sollten, dann wird die sonnenhelle Epoche der Freiheit über dem Horizont Ihres Schicksals aufsteigen. Dann beginnen Sie selbst, für andere ein Licht zu sein.
Sie dürfen nicht glauben, dass die größten Weisen Menschen sind, die Angst davor haben, einfache Arbeiten auszuführen, und dass sie aus diesem Grund in ihrer geistigen Entwicklung so weit gekommen sind. Im Gegenteil, das sind alles Menschen, die bereit sind, jede notwendige Arbeit zu tun, wenn sie damit den Menschen zu mehr Licht und einem besseren Dasein verhelfen können. Sie sind nur so weit gekommen, weil sie mit der Auffassung leben, dass sie auf die Welt gekommen sind, um zu dienen, und nicht, um sich dienen zu lassen. Hier ist es wohl auch am Platze, daran zu erinnern, dass Christus Zimmermann war und dass auch seine Jünger bürgerliche Berufe hatten. Auch ich selbst habe seit meinem 12. Lebensjahr bürgerliche Berufe ausgeübt. Ich war Hirtenjunge, Knecht, Molkereiangestellter, Nachtwächter und zum Schluss Büroangestellter. Dann trat der geistige Zustand in meinem Dasein ein, der mir die Freiheit gab, mich mit den höchsten Problemen des Lebens zu befassen. Jedoch musste ich noch einmal, nachdem ich mit dem Schreiben meines großen Hauptwerks, dem "Livets Bog", begonnen hatte, für kurze Zeit als Arbeiter meinen Lebensunterhalt verdienen. Aber ich habe mich niemals in diesen Lebenssituationen bitter oder hasserfüllt gefühlt, obwohl ich sie natürlich nicht als Erfüllung meiner Ideale und Ziele in meinem Leben empfunden habe. Ich fühlte in diesen Situationen immer, dass ich für Gott arbeitete und dass das etwas war, wo ich hindurch musste. Ich fühlte, dass ich in großem Ausmaß von der Arbeit anderer lebte. Deshalb musste ich auch dazu beitragen, Arbeiten zu verrichten, von denen andere leben konnten, solange ich noch nicht reif dafür war, jene geistige Arbeit für Gott zu leisten, mit der ich später in so großem Ausmaß gesegnet wurde.
Ja, liebe N.N.! Ich wünschte, ich hätte Ihnen einen anderen Brief schreiben können, der angenehmer wäre, aber dann wäre ich Ihnen gegenüber ja nicht ehrlich gewesen. Ich habe Ihren Zustand nach Ihrem Brief beurteilt und ich kann sehr wohl fühlen, wie schmerzhaft dieser für Sie sein muss. Ich habe deshalb von ganzem Herzen nach den Dingen gesucht, die Ihnen zuverlässig aus Ihrem Fegefeuer heraushelfen können und Ihnen, soweit Sie das selbst wollen, jene große Lebensfreude geben können, die es ist, wenn man nur lebt, um seinem Nächsten zu dienen und damit zur Freude und zum Segen für alles Lebende zu sein.
Mit den herzlichsten Grüßen
Martinus (sign.)
Der Artikel ist die Wiedergabe eines Briefes, den Martinus unter dem Datum 12. September 1959 schrieb. Titel, Reinschrift und neue dänische Rechtschreibung vom Rat gutgeheißen. Erstmals im dänischen Kosmos Nr. 12, 1993 unter dem Titel "Hellere krydse Atlanten på tømmerflåde end job på kontor" erschienen. Artikel-ID M32374. Im Deutschen Kosmos 3/1994 erschienen. Sprachliche Überarbeitung: Christa Rickus.

© Martinus-Institut 1981, www.martinus.dk

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